Die digitale Zukunft des Schweizer Finanzplatzes: Treiber und Perspektiven
Wir schreiben das Jahr 2035. Mein KI-Assistent begleitet mich unsichtbar durch den Tag: Er organisiert die optimale Route, bucht automatisch Transportmittel. Ob beim Bäcker oder im Café – Embedded-Payment-Technologien erledigen Zahlungen im Hintergrund. Im Laufe des Tages antizipiert er meine Bedürfnisse, schlägt passende Aktivitäten vor, ermöglicht mir den Zugang zu kostenloser medizinischer Beratung und hochwertiger Bildung. Eine Selbstverständlichkeit in einer Welt, in der KI enorme Chancen eröffnet. Das Schweizer Finanzwesen hat sich durch den konsequenten Einsatz fortschrittlicher Technologien fundamental gewandelt. Kunden interagieren nahtlos mit GenAI-Agenten, die dank umfassender Datenanalyse hochpersonalisierte Dienstleistungen bieten und komplexe Anfragen effizient und automatisiert bearbeiten. Distributed-Ledger-Technologien (DLT) spielen eine zentrale Rolle bei der Sicherung von Transaktionen und der Schaffung von Transparenz, was massgeblich zum digitalen Vertrauen beiträgt. Obwohl Quantum Computing sein volles Potenzial erst noch entfaltet, ermöglicht es bereits präzisere Risikoanalysen und verbessert die Sicherheit. Nachhaltige IT-Praktiken sind integraler Bestandteil der IT-Infrastruktur, und der Einsatz von Open-Source-Lösungen hat Flexibilität und Kosteneffizienz deutlich verbessert. Das Ergebnis ist ein hochgradig personalisiertes, sicheres und effizientes Banking-Erlebnis, in dem KI neue Formen der Interaktion und Wertschöpfung ermöglicht und das digitale Vertrauen durch technologische Fortschritte gestärkt wird. Technologie dient aber nicht nur der Effizienzsteigerung, sondern ermöglicht völlig neue Formen der Kundeninteraktion und Wertschöpfung. Die Agilität der Finanzinstitute und ihre Fähigkeit, sich an die rasante technologische Entwicklung anzupassen, waren entscheidend für diesen Wandel.
Schlüsseltechnologien für die digitale Transformation
Die digitale Transformation des Schweizer Finanzplatzes wird durch innovative Software- und IT-Lösungen vorangetrieben. IT ist vom reinen Supportbereich zum strategischen Kern vieler Finanzinstitute geworden. Der dynamische FinTech-Sektor mit über 500 Unternehmen (Stand 2024) unterstreicht die zentrale Rolle von Swiss made Software für die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes. Was sind die Schlüsseltechnologien, die den Finanzplatz nachhaltig verändern?
Künstliche Intelligenz
KI ist die bedeutendste technologische Entwicklung seit der Einführung der grafischen Benutzeroberfläche. Sie ist ein zentraler Innovationsmotor und automatisiert Investmentprozesse, optimiert Compliance, verbessert Risikomanagement und IT-Sicherheit. Generative KI personalisiert Inhalte und individualisiert die Kundenansprache.
Digitale Assets und Distributed-Ledger-Technologie (DLT)
DLT erhöht Transparenz und Effizienz in Finanzmärkten. Tokenisierung verbessert Liquidität und schafft neue Finanzierungsmodelle. Unified Ledgers könnten zukünftig DLT-Plattformen nahtlos vernetzen.
Digitales Vertrauen und Self-Sovereign Identity (SSI)
Technologien wie Decentralized Identifiers (DIDs) und Verifiable Credentials (VCs) ermöglichen nutzerzentrierte Identitätslösungen. Die geplante Schweizer E-ID wird als Vertrauensinfrastruktur eine zentrale Rolle spielen.
Quantensichere Technologien (PQC und QKD)
Post-Quantum-Kryptographie (PQC) und Quantum Key Distribution (QKD) sichern Daten langfristig gegen Angriffe durch Quantencomputer.
APIs und Interoperabilität
APIs fördern Open Finance und ermöglichen den effizienten Datenaustausch. Die Finternet-Vision setzt auf vernetzte Finanzökosysteme und Interledger-Protokolle zur Sicherstellung der Interoperabilität.
Open Source
Open-Source-Software treibt Innovationen in KI, DLT und Security voran. Transparenz, Kollaboration und Vertrauen sind dabei zentrale Prinzipien.
Operationelle Resilienz und Sustainable IT
Resiliente IT-Infrastrukturen sichern die Verfügbarkeit kritischer Systeme und Datensicherheit. Nachhaltige IT optimiert Ressourcen und schafft Vertrauen in digitale Finanzdienstleistungen.
Die Schweiz als Standort
Mit einem klaren Fokus auf Skalierung, Offenheit für Innovationen und den Ausbau lokaler Kompetenzen kann die Schweiz ihre digitale Souveränität bewahren und ihre Position als führender Finanz- und Technologiestandort langfristig sichern. Die enge Zusammenarbeit zwischen Banken, Technologieanbietern und Regulatoren bleibt dabei unverzichtbar. Die IT-Infrastruktur der Schweizer Banken gehört weltweit zu den sichersten und leistungsfähigsten, und die Schweizer Softwareindustrie spielt dabei eine zentrale Rolle. Um die digitale Souveränität der Schweizer Banken zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Softwarebranche zu stärken, sind jedoch klare strategische Massnahmen erforderlich.
Internationale Skalierung und Spezialisierung
Die Schweizer FinTech-Branche muss sich stärker auf internationale Märkte ausrichten, da der heimische Markt zu klein ist, um ausreichende Skaleneffekte zu erzielen. Der Fokus auf spezialisierte B2B-Lösungen, die global nachgefragt werden, wie APIs für Open Banking oder Anwendungen für DLT-basierte Finanzsysteme, ist entscheidend. Interoperable Technologien und offene Standards sind hierbei essenziell, um nahtlos in internationale Netzwerke integriert zu werden.
Offenheit und Risikobereitschaft für neue Technologien
Die Schweiz muss mutiger werden, neue Technologien frühzeitig zu testen. Dies erfordert eine Kultur der Offenheit und Risikobereitschaft bei Banken, Regulatoren und Technologieanbietern.
Stärkung von Forschung und lokaler Infrastruktur
Gezielte Investitionen in Forschung und Entwicklung sind unerlässlich, um die technologische Unabhängigkeit der Schweiz zu sichern. Der Ausbau lokaler KI-Infrastruktur, einschliesslich grosser Sprachmodelle, sowie die Weiterentwicklung von Blockchain-Technologien sind entscheidend.
Operationelle Resilienz und Sustainable IT
Die Schweiz kann durch ihre strenge Regulierung und Innovationskraft eine Vorreiterrolle in Sustainable IT und operationeller Resilienz einnehmen. Ihre klare regulatorische Basis und hohen Sicherheitsstandards bieten Banken eine einzigartige Grundlage für stabile und nachhaltige digitale Infrastrukturen. Der prinzipienbasierte Regulierungsansatz der Schweiz, der Innovation und demokratische Traditionen in Einklang bringt, fördert Fortschritt durch digitales Vertrauen.
Ausblick
Um im Finanzsektor führend zu bleiben, muss die Schweiz digitale Innovationen, insbesondere in den Bereichen KI und digitales Vertrauen, entschlossen vorantreiben. Dies erfordert eine sichere und ressourcenschonende digitale Infrastruktur, einschliesslich der E-ID. Nationale und globale Standards für digitales Vertrauen und Investitionen in lokale KI-Systeme wie grosse Sprachmodelle (LLMs) sind wesentlich. Die operationelle Resilienz und Sustainable IT (ressourcenschonend) werden an Bedeutung gewinnen. Die Wertschöpfung entsteht vermehrt durch intelligente GenAI-Anwendungen, digitale Nachweise, KI-gestützte Automatisierung basierend auf Foundation Models, personalisierte Dienstleistungen und neue vertrauensbasierte digitale Angebote. Angesichts der tiefgreifenden Veränderung von Bankprozessen durch Technologie, die weit über traditionelle Finanzinnovationen hinausgeht und eine Verlagerung hin zu technologiegetriebenen Finanzdienstleistungen nahelegt, könnte der Begriff «TechFin» (statt «FinTech») die Realität zukünftiger Entwicklungen treffender beschreiben.
ti&m Special «Swiss Software und KI»