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Rund achtzig Länder sind weltweit dabei, empfehlende oder verpflichtende Richtlinien in den Bereichen Open Banking, Open Finance oder gar Open Data einzuführen. Ziel ist es, Innovation und Wettbewerb im Finanzsektor durch einen standardisierten Datenaustausch zwischen Banken und zertifizierten Drittanbietern über moderne Schnittstellen (Application Programming Interface; API) voranzutreiben. Nach anfänglicher Skepsis findet in diesen Ländern auf Bankenseite allmählich ein strategisches und technologisches Umdenken statt. Erste Vorreiterbanken wie Deutsche Bank, ING oder JP Morgan Chase haben begonnen, APIs über den mandatierten Bereich – in der Regel der Zahlungsverkehr – hinaus anzubieten. Und die Schweiz? Sie überlässt es aktuell noch dem Finanzplatz selbst, das Thema Open Finance aktiv anzupacken. Allerdings wird eine Öffnung der Banken erwartet, wie im Bericht des Bundesrats «Digital Finance: Handlungsfelder 2022+» postuliert. Als Antwort auf die internationalen Entwicklungen hat SIX im Mai 2020 deshalb in Zusammenarbeit mit führenden Banken und Drittanbietern die Plattform bLink lanciert. Eine auf Schweizer Marktanforderungen abgestimmte API-Infrastruktur, die ihren Teilnehmenden eine einfache und sichere Umsetzung ihrer Open-Finance-Vorhaben ermöglicht.

Standardisierung auf bLink schafft überzeugende Skaleneffekte

Für eine Schweizer Bank stellt sich im Kontext von Open Finance die Kernfrage, ob sie Drittanbieter einzeln an ihre Schnittstellenanbinden möchte oder über eine zentrale API-Plattform.  Der Vorteil von bLink liegt im Standardisierungsansatz, der für Effizienz und ein hohes Skalierungspotenzial sorgt. Sowohl Banken als auch Drittanbieter müssen nur einen einzigen Teilnehmervertrag mit SIX unterzeichnen, statt viele Einzelverträge auszuhandeln. SIX übernimmt ausserdem die einheitliche Überprüfung der Teilnehmer für die Zulassung zum Datenaustausch. Das schafft zusätzlich ein glaubwürdiges Sicherheits- und Vertrauensverhältnis auf der Plattform. Nach der Anbindung stellt SIX ein umfassendes Partnermanagement zwischen den Teilnehmenden sicher.

bLink ermöglicht Banken eine standardisierte und skalierbare Anbindung von Drittanbietern.

Die Plattform wächst: Mehr Teilnehmer, mehr APIs, mehr Use Cases

In enger Zusammenarbeit mit zentralen Schweizer Marktinitiativen wie Swiss Fintech Innovations (SFTI) und OpenWealth setzt bLink von der Finanzindustrie unterstützte Standardschnittstellen auf der Plattform um. Aktuell sind Schnittstellen für den Konto- und Zahlungsbereich sowie für die Vermögensverwaltung verfügbar. Weitere APIs, z. B. für Karten- oder Steuerdaten,  sind in Entwicklung. Neben diesenstandardisierten Schnittstellen haben die Teilnehmenden auch die Möglichkeit, eigene Premium-APIs skalierbar über die Plattform anzubieten oder umgekehrt solche von anderen Anbietern zu konsumieren. Mit einer einzigen Anbindung an bLink lassen sich so verschiedene Use Cases wie z. B. die Anbindung von Buchhaltungslösungen, Portfolio-Management-Systemen für externe Vermögensverwalter oder auch Multibanking mit einer Vielzahl von gewünschten Gegenparteien umsetzen. Entsprechend erhält der standardisierte Ansatz auf bLink schweizweit einzigartige Traktion. Im Verlauf von 2023 werden über zehn Schweizer Banken und rund zwanzig Drittanbieter (Stand Dezember 2022) an die Plattform angebunden sein. Und je mehr potenzielle Anbindungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, desto eher wird sich die bLink-API-Plattform als führende Schweizer Open-Finance-Infrastruktur durchsetzen. Um Skalierung sicherzustellen, muss in erster Linie die Konnektivität aller Banken zu bLink und damit auch untereinander gewährleistet sein. SIX hat deshalb starke Kooperationen mit zentralen Schweizer IT-Partnern aufgebaut, die eine abgestimmte Integration der Schnittstellen in sämtliche Kernbankensysteme erlauben. Neben Finnova, Inventx und Swisscom konnte SIX mit ti&m einen weiteren zentralen Partner gewinnen, der aktuell eine Schweizer Retailbank bei der Anbindung an bLink unterstützt.

ti&m als bLink-Integrationspartner für Retailbanken

Bei vielen Banken ist man überzeugt, dassoffenen Ökosystemen die Zukunft gehört.Wird diese Öffnung  von der Branche nicht selber aktiv vorangetrieben, wird der Gesetzgeber früher oder später regulierend eingreifen, wie er dies in der EU  durch PSD2 bereits getan hat. In einem laufenden Projekt verantwortet ti&m die bLink-Integration für eine Schweizer Retailbank,die hier exemplarisch beschrieben wird.

Im Fokus der Lösung stehen für die Bank der Account Information Service (AIS) und Payment Submission Services (PSS). Durch Account Information Services (AIS) können Drittanbieter für ihre Kunden detaillierte Konto- und Transaktionsinformationen von deren Banken beziehen, um sie z. B. für den Abgleich mit der Buchhaltung ihrer Kunden zu nutzen. Payment Submission Services (PSS) ermöglichen es Drittanbietern, Zahlungen ihrer Kunden automatisiert bei deren Banken in Auftrag zu geben. Die Lösungen von ti&m sind offen und modular aufgebaut, was die einfache und schnelle Integration von APIs erlaubt. So können Drittparteien an das Ökosystem der Bank angebunden und neue Geschäfts- und Kundenmodelle entwickelt werden. Mit dem ti&m banking adapter verfügt ti&m über eine standardisierte Integrationslösung, um die Verknüpfung und den Datenaustausch zwischen dem jeweiligen Kernbankensystem und bLink bereitzustellen. Die lesenden und schreibenden Schnittstellen des ti&m banking adapter verbinden die Informationen des Kernbankensystems und des Domänenmodells. Über Kafka Connect API werden die Informationen in die Umgebungder ti&m banking suite transportiert. Von dort werden diese den standardisierten Schnittstellen von bLink zur Verfügung gestellt, wo sie von angebundenen Drittanbietern genutzt werden können.

Dieser Artikel erschien im ti&m special «Digital Banking»

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Thimo Schinagl

Product Manager

Thimo Schinagl

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